Warnschüsse und rassistische Beschimpfungen, Polizei blieb untätig
In einem Interview mit dem tschechischen Roma-Nachrichtenportal Romea.cz berichtet die Sängerin und Chorleiterin Ida Kelarová von einem Angriff auf ein Musiksommercamp für Roma-Kinder in Jiřetín pod Jedlovou (Děčín). Demnach bedrohte ein Mann aus der Ortschaft eine Gruppe von rund sechzig Roma-Kindern, die mit dem Jugendchor „Čhavorenge“ an einem Sommerlager teilnahmen, Anfang August mit einem Gewehr . Er gab mehrere Warnschüsse ab und beschimpfte die Kinder mit rassistischen Ausdrücken, als diese an seinem Haus vorbeikamen, das neben den Unterkünften des Sommerlagers liegt. Als die Kinder zwei Tage später ihre morgendliche Musikstunde absolvierten, erschien der Nachbar auf dem Gelände des Jugendlagers und attackierte die anwesenden erwachsenen Camp-Mitarbeiter. Er feuerte abermals einige Schüsse in die Luft und versuchte die Mitarbeiter mit Beschimpfungen und Beleidigungen zu provozieren. Zu direkter physischer Gewalt kam es jedoch nicht.
Die Regionalpolizei will nun, mit einiger Verspätung, den Vorfall untersuchen. Die Ermittlungen werden sich auch damit befassen, warum die lokale Polizeistelle in Varnsdorf nicht auf den Notruf des Sommerlagers reagierte, sondern, wie Ida Kelarová berichtet, einfach den Hörer auflegte. Die Organisatoren des Musikcamps haben inzwischen, mit Unterstützung durch die Anwälte der Tschechischen Philharmonie, Beschwerde gegen die Polizei eingebracht. Ida Kelarová: „Der Herr, der mit seinem Gewehr schoss, schockiert mich gar nicht so sehr. Das ist nur ein Verrückter – obwohl man nie weiß, wozu er noch imstande ist, wenn die Nerven mit ihm durchgehen. Mir erscheint vor allem schrecklich, dass die Polizei nicht einmal an den Tatort gekommen ist, weder um uns zu beruhigen noch um zu untersuchen, was tatsächlich vorgefallen ist. Jeder, der glaubt, unsere Polizei sei dazu da, um uns zu schützen, der irrt.“
Bereits im Dezember 2013 war es im südmährischen Hodonin zu einem Angriff auf den Roma-Kinderchor gekommen. Fünf Männer hatten damals die Kinder und Jugendlichen auf offener Straße körperlich angegriffen (wir berichteten). Die Täter wurden nie ausgeforscht.
(dROMa)