Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) 

Wir fürchten um die Roma in der Ukraine. Offiziell soll es nur rund 50.000 Roma in der Ukraine geben, inoffiziell wird jedoch von bis zu 400.000 Roma ausgegangen. Ihre Situation ist seit vielen Jahren sehr schlecht, auch der Europarat hat immer wieder darüber berichtet und ein Ende der Diskriminierung und einen gleichen Zugang zu Bildung, Arbeit, Wohnung etc. für die verarmten Roma eingefordert. Nun macht uns besonders Sorge, dass Roma immer wieder angegriffen wurden. In einer gemeinsamen Stellungnahme wandten sich nun das European Roma Rights Centre (Budapest), die Roma-NGO Chiricli (Kiew) und die International Renaissance Foundation (Kiew) besorgt an die Öffentlichkeit: „Aus Medienberichten und Informationen unserer Partner-Organisationen geht klar hervor, dass die Roma-feindliche Stimmung eine Eskalation erfahren hat, die schon mehrere Gewalttaten gegen Roma hervorrief und die sogar noch zu einer weiteren Verschlechterung führen könnte“, heißt es in der Aussendung, in der nationale wie internationalen Stellen zum Handeln aufgefordert werden. „Es ist in der derzeitigen anhaltenden politischen Instabilität in der Ukraine offensichtlich, dass manche Akteure versuchen, Roma ins Visier zu nehmen oder Roma zu ‚Sündenböcken‘ zu machen. (…) Es ist von größter Wichtigkeit, dass die verletzbarsten Minderheiten wie die Roma in der Ukraine während dieser Phase der Instabilität geschützt werden. „Die Aussendung berichtet von folgenden Vorfällen:

• Am 29. April wurde ein Rom im ostukrainsichen Slowjansk (Donezk) durch Schüsse schwer verletzt, als er sein Haus vor Angreifern verteidigen wollte.

• Bereits einige Tage zuvor waren in der Stadt sieben Roma-Familien von einer Gruppe von rund zwanzig maskierten Uniformierten in ihren Häusern überfallen, geplündert und misshandelt worden, auch Kinder. Die Roma-Bevölkerung von Slowjansk und in den Städten in der Umgebung leben seither in Angst vor weiteren Übergriffen; viele haben die Stadt bereits verlassen.

• Ebenfalls am 29. April wurde im mittelukrainischen Tscherkassy das Haus einer Roma-Familie angezündet und brannte ab. Verletzt wurde niemand. Eine Gruppe von Nicht-Roma aus der Stadt hatte die Roma zuvor bedroht und aufgefordert, Tscherkassy zu verlassen.

• Am 27. Feburar wurde ein Angehöriger der Roma-Minder¬heit in Perejaslaw-Chmelnyzkyj (Region Kiew) von einer Menschenmenge angegriffen, die den Roma vorwarf, dass sie sich nicht an den politischen Ereignissen in der Ukraine beteiligten.

• Am 28. Februar wurden in Korsten (Region Kiew) vier Roma-Familien in ihren Wohnungen von einer Gruppe von etwa 15 Personen angegriffen. Einige Familien flüchteten aus Angst vor weiteren Angriffen aus ihren Häusern.

• Die Aussendung verweist darauf, dass den NGOs in der Ukraine einige weitere Vorfälle bekannt seien, dass diese aber aus Angst vor Repressalien derzeit auf Wunsch der Betroffenen bewusst nicht öffentlich gemacht werden.