Ein aktuelles Kriminologie-Lehrbuch für Polizeianwärter des gehobenen Dienstes zitiert Begriffe und Theorien von „Experten“, die in der NS-Zeit eine fragwürdige Rolle gespielt haben – ohne sie hinreichend einzuordnen.
Eine Gangsterbande aus dem Lehrbuch: Peter, Achmed und Thomas. Sie sind 18 und 19 Jahre alt, brechen 200 Autos auf, begehen Einbrüche und überfallen alte Frauen. Die Beute verprassen sie in Spielhallen, sie trinken, und haben Spaß an Gewaltvideos. Ihre Eltern, natürlich ebenfalls Straftäter, haben die Kinder stets vernachlässigt.
Das Buch „Kriminologie für Studium und Praxis“ von Horst Clages und Ines Zeitner analysiert den Fall und nennt mögliche Erklärungen für die kriminellen Karrieren der Teenager: „Einerseits kann aus den Ergebnissen der Sippenforschung auf genetisch bedingte Defekte geschlossen werden“, schreiben die Autoren. Und beziehen sich damit auf eine Disziplin der „Rassenlehre“, die längst widerlegt ist und die seit dem Ende des Faschismus in deutschen Bildungseinrichtungen nicht mehr unterrichtet wird. Doch ihr Buch ist keine abseitige Abhandlung aus der NS-Zeit; es ist ein Lehrbuch für Kriminologie, das 2006 erstmals erschienen ist. Und das mittlerweile zu den Standard-Lehrbüchern gehört, mit denen angehende Kommissare an Fachhochschulen auch im Jahre 2019 noch für ihre Prüfungen zum gehobenen Dienst pauken. Advertisement
Lehrbuch seit 13 Jahren im Einsatz
Autoren verweisen auf „berüchtigten“ Leitfaden
„Arbeitsscheue Berufsverbrecher“
„Fahrlässig unreflektiert“
Verlag kündigt Prüfung an
Quelle: Stern