Ein Kommentar von Marko D. Knudsen
Es ist tragisch, wie viele Menschenleben im Mittelmeer ausgelöscht werden. Das passiert allerdings nicht erst jetzt, sondern schon jahrelang. Es ist gut, dass die breite Medienberichterstattung stattfindet, jedoch wird genau dieser Augenmerk bald wieder vorbei sein.
Christliche, katholische Werte und besonders die Aufforderung von Papst Fraziskus, die Menschen nicht ertrinken zu lassen, sorgten im letzten Jahr für die großen Flüchtlingszahlen bei uns in Deutschland. Es sollen weiter Menschen vor dem Ertrinken gerettet werden. Sie ertrinken zu lassen, wäre zutiefst unmenschlich. Trotzdem wollen viele Einwohner in Deutschland genau diese „geretteten“ Menschen nicht als Nachbar haben.
Die Problematisierung des Themas der hohen Flüchtlingszahlen hat auch gesellschaftlich in Deutschland ihre Sprachrohre gefunden. Pegida und die AfD bedienen sich der Ängste der Einwohner, die sie vor neuen Flüchtlingen in der eigenen Nachbarschaft haben.
Nun schreien alle „Arme Flüchtlinge! Bitte nicht ertrinken lassen.“, gleichzeitig ist klar, dass das Reiseziel vieler dieser flüchtenden Menschen die Wohlstandshochburg Deutschland ist. Dadurch bedingt werden die Kräfte in der Gesellschaft, die ein „Deutsches Deutschland“ fordern, nicht leiser werden. Die Deutsche Gesellschaft läuft knallhart auf spaltende Pro- und Gegen-Ausländer-Positionierung zu.
Deutschland und Europa stehen davor sich Ihrer Kriegs-, Asyl-, Migration- und Minderheitenpolitik stellen zu müssen. Exportüberschüsse der europäischen Länder und insbesondere Deutschlands haben über Jahrzehnte hinweg die importierenden Länder zu dauerhaften Schuldnern degradiert, die ihre Schulden nie begleichen können. Diese moderne Art mit subventionierten Milchpulver afrikanische Märkte zu überschwemmen mit runter subventionierten Preisen, die die Preise der Eigenproduktion der Einheimischen gänzlich unterbietet, führt zu sklavenartigen Machtverhältnisse. Immer mehr flüchten, weil sie keine Existenzgrundlage mehr sehen vor Ort. Die Empathie zu erkennen, was unser Handelsungleichgewicht für Folgen hat, wird uns mit der Stellung von Sündenböcken genommen. Die Ergebnisse dieses Versagens der nicht ausgeglichenen Handelsbilanz sind die noch nie so stark gewesenen Flüchtlingsströme weltweit. Der globalisierte Druck durch die uneingeschränkte Konkurrenz aller weltweiten Arbeitskräfte hat zu der dramatischen Erhöhung der Flüchtlingszahlen geführt.
Migrations- und Fluchtgründe:
Kriege und „Friedenseinsätze“
Die Kriege in Syrien, Afghanistan, Libyen und dem Irak haben Lebensgrundlagen zerstört und dennoch nicht ihre militärischen Ziele erreicht. Der IS macht sich in der Region mit seiner Terrorherschaft immer breiter. Die Region ist destabilisiert und auf absehbare Zeit nicht wieder zu stabilisieren. Deshalb setzen sich die Menschenströme in Richtung der Hoffnung auf eine friedliche Existenz weiter in Bewegung und werden weiterhin kommen. Der Großteil dieser Menschen wird auf Jahre bleiben müssen, ist auf bedauernswerteste traumatisiert und muss in den Zufluchtsländern therapeutisch gegen ihre Traumata begleitet werden. Dies ist eine große Aufgabe, die sofort in Angriff genommen werden muss, um tragische Vorfälle, wie der an der Hamburger Schule passiert ist, verhindern zu können. Ohne transnationale Hilfe werden diese Länder nicht wieder auf die Beine kommen. Darum sollten alle Maßnahmen im Rahmen der VN unternommen werden, um diese Region zu befrieden und zu stabilisieren. Nur auf dieser Grundlage kann Wirtschaft wieder für ein lebensfähiges Land sorgen, in das die Asylsuchenden zurückkehren können.
Politische Verfolgung durch Antiziganismus
Die Roma auf dem Balkan und in Osteuropa leiden unter einem gesamtgesellschaftlichen Antiziganismus, der dadurch intellektuell unhinterfragt zur politischer Verfolgung wird. Da die Vorurteile Roma gegenüber tief antiziganistisch sind und historisch auf die damalige Besetzung durch die Türken zurückgehen, werden diese Menschen bis heute maximal ausgegrenzt. Dadurch ist keine Partizipation im Staatssystem möglich. Das führt zu einer direkten Fremdbestimmung in allen Lebensbereichen. Dieses ist als politische Verfolgung durch Antiziganismus anzuerkennen. Die sicheren Herkunftsländer für Roma sind abzulehnen, da davon keine Rede sein kann. Die Fakten sprechen klar dagegen. Die meisten der unter politischem Antiziganismus leidenden Roma können nicht flüchten, um Asyl zu beantragen, da Sie dazu keine Mittel haben. Es geht für einen Großteil der Roma darum, nicht zu verhungern und nicht zu frieren.
Kosovo:
Milliarden von Euro sind ins Kosovo geflossen, in ein Land mit der Bevölkerungsgröße Hamburgs. Jahrelange Polizeimissionen, jahrelange Justizmissionen, alles unter Führung der Europäischen Union, haben wenig bis nichts gebracht. Es herrscht eine Lebenssituation vor, die nicht lebenswert ist und sich seit Kriegende nicht gebessert hat. Korruption und Armut führten zu der Perspektivlosigkeit Vieler, die sich in den Asylbewerberzahlen widerspiegeln. Ein wirkliche Lebensperspektive konnte im Kosovo trotz Geld und Maßnahmen nicht realisiert werden. Es ist ein kleines Land mit 1,8 Millionen Einwohnern. Selbst das Vertreiben der Ethnie der Roma interessierte die Internationale Gemeinschaft nicht.