„Fahrendes Volk“ (Anmerkung der Redaktion, dieses ist Antiziganismus)
Nordstemmen – Eine Roma-Großfamilie hat sich auf dem Nordstemmer Freibad-Parkplatz niedergelassen. Die mehr als 70 Leute dürfen dort eigentlich nicht bleiben. Aber weiterfahren können sie derzeit auch nicht.
Bockenem – Polizei aus Bad Salzdetfurth muss am Wochenende sieben Mal ausrücken. Unbekannte umkreisen nachts hupend das Roma-Camp, Anwohner beschweren sich.
Bockenem – Die Polizei musste am Wochenende immer wieder für Ruhe auf dem Aral-Autohof in Bockenem sorgen. Von Freitag, 22., bis Sonntag, 24. Januar, wurden die Beamten zu mindestens sieben Einsätzen gerufen – wegen Ruhestörung, Streitereien und schließlich sogar wegen mehrerer Schüsse in die Luft.
Bildunterschrift: Auch in Bockenem hat die Roma-Großfamilie für Unruhe gesorgt. Mehrfach musste die Polizei am Aral-Autohof schlichten. Foto: Michael Vollmer
Die Vorfälle ereigneten sich zwischen einer Roma-Großfamilie und offensichtlich Bockenemer Bürgern, die sich an der Anwesenheit der Großfamilie störten. Wie berichtet, hatte die Roma-Großfamilie in der vergangenen Woche in der Gemeinde Nordstemmen bereits für Aufregung und auch für Unmut gesorgt. Ihr nächstes Ziel war nun das Gewerbegebiet Süd in Bockenem.
„Insgesamt sind es 26 Gespanne gewesen, die Anzahl der Personen weit über 40“, sagt Maximilian Glehn, Dienstschichtleiter der Polizei Bad Salzdetfurth. Er hat einen ausgesprochen anstrengenden Wochenenddienst hinter sich, immer wieder hatten sich Anwohner bei den Beamten gemeldet und beschwert.
Offensichtlich eskaliert ist die Situation dann am Sonntagmittag. Von der Bundesstraße 243 fuhr gegen 12 Uhr ein Fahrzeug mit zwei jungen Männern an dem Autohof vorbei. In Höhe der Wohnwagen schoss der Beifahrer aus dem heruntergekurbelten Fenster mehrfach in die Luft. Das bestätigten ein Mann aus der Großfamilie sowie Anwohner. Die Polizei hatte Fahrer und Auto schnell ermittelt. Beide Männer kommen aus Bockenem, bei der Waffe handelt es sich um eine Schreckschusspistole.
Weil der 24-jährige Schütze sie von sich aus an die Beamten übergab, wurde auf eine Wohnungsdurchsuchung verzichtet. Der Bockenemer konnte der Polizei weder den vorgeschriebenen kleinen Waffenschein zeigen, noch eine Erlaubnis, mit der Pistole schießen zu dürfen. Auf ihn kommen jetzt zwei Ermittlungsverfahren zu. Was die beiden Männer zu dieser Aktion veranlasst hatte, wurde nicht klar. Bei der Vernehmung sprachen sie von „einem dummen Jungenstreich“, sagt Polizist Glehn. Ob rassistische Gründe dahinterstecken, das sei jetzt die Arbeit der Ermittler.
Am Freitag, kurz nach Mitternacht, trafen die ersten Fahrzeuge mit Wohnwagen dann auf dem Areal des Autohofes in Bockenem ein. „Im Lauf des Tages sind es immer mehr geworden“, bestätigt der Polizeibeamte. Der Platz sei nahezu komplett mit Wohnwagen, Autos und Transportern belegt gewesen, berichtet ein Mitarbeiter der Tankstelle. Die Familie habe mit dem Chef des Autohofes verhandelt und ordnungsgemäß sogenannte Parktickets gekauft. Platz war am Wochenende genug vorhanden, zumal in der Zeit ohnehin meist keine Lastwagen auf dem Gelände stehen.
Sobald sich die Ankunft der vielen Wohnwagen herumgesprochen hatte, wollte aber auf und um den Platz keine Ruhe einkehren. Laute Hup-Tiraden, Schreie und Beschimpfungen von bislang Unbekannten ärgerten vor allem auch die Anwohner. Die Polizei sprach mehrere Platzverweise aus. Unschöne Szenen habe es wohl auch gegenüber Lastwagenfahrern gegeben, die auf der anderen Seite ihren Kühltransporter abgestellt hatten. Das laute Brummen der Aggregate habe offensichtlich die Roma-Familie gestört.
Schließlich wurde ein Ultimatum ausgesprochen, dass die Parkerlaubnis für die Großfamilie auf dem Autohof am Sonntagmittag endet. Doch in der Mittagszeit sah es nicht nach Aufbruch aus. Der Autohof-Chef verständigte erneut die Polizei. Nach Gesprächen mit der Roma-Familie kam dann offenbar Bewegung in die Gruppe. Am frühen Nachmittag war das Areal geräumt. Allerdings hatte die Großfamilie dem Betreiber des Autohofes einen großen Berg Müll hinterlassen.