20 Jahre Deutschland reichten nicht aus – junger Roma in den Kosovo abgeschobenAm 7. August traf es den 21-jährigen Jetmir K aus Göttingen. Die Ausländerbehörde schob den jungen Roma trotz zahlreicher Proteste nach Pristina im Kosovo ab. Grund der Abschiebung: Jetmir K. habe seine Ausbildung abgebrochen. Dass der junge Roma sein ganzes Leben in Deutschland verbracht hat, zählte dabei nicht.Für die Ausländerbehörde Göttingen ist der Fall klar: Jetmir K. hat mit dem Abbruch seiner Ausbildung gegen die im Jahr 2010 vereinbarten Ziele, die Schulabschluss, Ausbildung und Arbeit beinhalten, verstoßen. Sie ließen Jetmir K. eine Woche vor seiner Abschiebung im Rathaus verhaften, als dieser seine Aufenthaltsgenehmigung verlängern wollte.„Es kann nicht sein, dass eine abgebrochene Ausbildung mit einer Abschiebung ins Elend bestraft wird“, kritisierte Siegmar Walbrecht vom Flüchtlingsrat Niedersachsen. Walbrecht erklärte weiter, dass man die prekären Lebensverhältnisse der jungen Flüchtlinge berücksichtigen müsse, bevor man über sie urteile.Familie K. flüchtete 1990 aus dem ehemaligen Jugoslawien vor Krieg und Verfolgung. Damals war Jetmir erst vier Monate alt. Richtig Fuß fassen konnte die Familie in Deutschland nie. Ein ums andere Mal zitterten sie um die nächste Aufenthaltsverlängerung – immer drohte die Abschiebung zurück in den Kosovo. Krieg, Flucht und die ständige Angst vor der Abschiebung belastete die Familie sehr. Der jahrelanger psychische Druck hinterließ seine Spuren: Die Eltern von Jetmir K. erkrankten und sind seitdem auf die Hilfe ihres Sohnes angewiesen. „Jetmir hat im Kosovo keine Familie. Er hat niemanden dort. Die Albaner werden ihn schlagen, er wird sehr leiden“ beschreibt der verzweifelte Vater Axhil K. die Situation, die seinen Sohn im Kosovo erwartet.2010 traf die Bundesregierung mit der Republik Kosovo ein Abkommen über die Rückführung von bis zu 10.000 Flüchtlingen, die vor Krieg und Verfolgung in den 1990er Jahren aus dem ehemaligen Jugoslawien geflohen waren. Dies betrifft vor allem Angehörige der Roma-Minderheit. „Europa schickt die schutzlosesten aller Kosovo-Flüchtlinge zurück in die Armut, Diskriminierung, Ausgrenzung und Vertreibung“, kritisiert Wanda Troszczynska-van Genderen von Human Rights Watch die Abschiebung in den Balkan-Staat.Es wird abgeschoben ohne Rücksicht auf die schwierige Situation für Roma im Kosovo und auch nicht auf problematische Umstände der Flüchtlinge selber, das kritisieren deutsche Flüchtlingsinitiativen. Dies zeigt ein aktueller Fall aus Dresden. Dort holte die Polizei in der Nacht vom 7. auf den 8. August ein schwerkrankes älteres Roma-Ehepaar aus ihrer Wohnung ab. Am nächsten Tag wurden beide trotz gesundheitlicher Risiken nach Serbien abgeschoben.

Marko D. Knudsen für das RomNews Network