Der Unterschied zwischen Rumänien und Deutschland ist, dass ich in Rumänien meine Identität nicht verstecken konnte. Jeder hat mich sofort als Romni, als Roma-Frau, erkannt, es wäre sinnlos gewesen, das verbergen zu wollen. Deswegen war Diskriminierung für mich normal. Ich bin damit aufgewachsen und kannte es gar nicht anders.

Ich war die einzige Romni auf meinem Gymnasium, niemand hat mich ernst genommen. Die Mitschüler wollten nichts mit mir zu tun haben, jeder hat mich für minderwertig gehalten. Erst, als ich an der Universität war und andere Roma-Studenten kennen gelernt habe, habe ich verstanden, dass ich das Recht auf Gleichbehandlung habe.

Ich spreche heute sieben Sprachen, übersetze auf Konferenzen und bin die erste Romni, die beim EU-Parlament, der EU-Kommission und dem Europäischen Gerichtshof als Dolmetscherin akkreditiert worden ist. Manchmal fliege ich mehrfach pro Monat nach Brüssel oder Straßburg. Ich bin Roma-Aktivistin, aber hier zu Hause muss ich das vertuschen.

Mein Mann und ich wohnen in Hamburg, in unserer Nachbarschaft weiß keiner, dass wir Roma sind. Wenn sie fragen, welche Sprache ich mit meinen Kindern spreche, sage ich, es sei Rumänisch. Diese Vertuschung ist gegen meine Prinzipien und sie macht mir zu schaffen. Ich schäme mich nicht für meine Identität, ich kämpfe für Roma-Rechte, und trotzdem kann ich in dieser Welt meinen Stolz, Romni zu sein, nicht immer zeigen.

Die Kinder wissen nicht, dass sie Roma sind.

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Quelle: taz.de