Mitte Juni erschütterte ein Fall von Selbstjustiz Frankreich. Ein 17-jähriger Roma-Junge wurde schwer misshandelt und fiel ins Koma. Jetzt kann er wieder sprechen und erkennt seine Familie.

Ein vor Wochen bei Paris brutal misshandelter Roma-Junge ist aus dem Koma erwacht und kann sprechen. Dem 17-Jährigen gehe es „sehr gut“, und er sei nicht mehr in Lebensgefahr, sagte seine Anwältin Julie Launois-Flacelière am Sonntag. „Er spricht und erkennt seine Familie, das ist sehr gut.“ Es sei allerdings zu früh, um über mögliche Folgeschäden nach dem schweren Angriff zu sprechen.

Der Junge war Mitte Juni in einem schweren Fall von Selbstjustiz von rund einem Dutzend Anwohnern in einem sozialen Brennpunktviertel im Norden von Paris fast totgeprügelt worden. Nach Angaben der Polizei wurde er aus einem Roma-Lager gewaltsam verschleppt, in einem Keller misshandelt und einige Stunden später bewusstlos in einem Supermarktwagen gefunden. Er erlitt schwere Kopfverletzungen. Nach Angaben aus Justizkreisen war das Opfer wegen Diebstählen Polizei bekannt.

Die Tat hatte Frankreich aufgeschreckt, sie war von der Regierung in Paris und auch vom Zentralrat der Sinti und Roma in Deutschland verurteilt worden. Wer für den Überfall verantwortlich ist, ist noch immer unklar.

Quelle: WELT

17. Juni 2014 -LYNCHJUSTIZ Französischer Mob prügelt 16-jährigen Roma fast tot

Nach einem Lynchangriff in einem Pariser Vorort kämpft ein Roma-Junge um sein Leben. Der 16-Jährige war von Dutzenden Anwohnern verprügelt worden – wegen eines angeblichen Einbruchs.0Anzeige

Bei einem Fall von Lynchjustiz in einem Pariser Vorort ist ein Roma-Junge halb tot geprügelt worden. Der 16-Jährige lag mit lebensgefährlichen Verletzungen im Koma, nachdem er von rund einem Dutzend Anwohnern wegen eines Einbruchs verprügelt worden war, wie es aus Justizkreisen hieß. Frankreichs Präsident François Hollande verurteilte den Angriff am Dienstag als „unsägliche und nicht zu rechtfertigende“ Tat.

Der Roma-Junge wurde laut Polizei bereits am vergangenen Freitag in einem sozialen Brennpunktviertel im Norden von Paris von den Anwohnern schwerst misshandelt, die ihn für einen Wohnungseinbruch verantwortlich machten. Der Teenager wurde demnach gewaltsam aus einem Roma-Lager verschleppt, in einem Keller brutal geschlagen und einige Stunden später bewusstlos in einem Supermarkteinkaufswagen gefunden.

Die Mutter hatte die Polizei alarmiert, weil sie ihren Sohn vermisst hatte. Die Familie lebte zusammen mit anderen Roma in einem leer stehenden Haus in der Stadt Pierrefitte-sur-Seine im Département Seine-Saint-Denis.

Opfer war für Diebstähle bekannt

Staatschef Hollande forderte, dass „alles getan werden“ müsse, um die Täter zu finden. Der gewaltsame Angriff widerspreche „allen Prinzipien“ der französischen Republik. Auch Premierminister Manuel Valls, der zuvor als Innenminister wegen seiner harten Linie gegenüber den Roma mehrfach in der Kritik stand, verurteilte nachdrücklich die Tat. Auch er verlangte nach Angaben aus seinem Umfeld, dass die Verantwortlichen möglichst rasch gefunden und vor Gericht gestellt werden. Bis Montagabend hatte es noch keine Festnahme gegeben.

Nach Angaben aus Justizkreisen war das Opfer wegen Diebstählen polizeibekannt. Laut dem Bürgermeister von Pierrefitte-sur-Seine, Michel Fourcade, war der Roma-Junge in den vergangenen Wochen wegen Einbrüchen wiederholt von der Polizei befragt worden. So seien mehrere Autos ausgeraubt worden. Der Anwohner Ion Vardu sagte, die Roma seien vor drei Wochen plötzlich aufgetaucht. Nach dem Angriff auf den Jugendlichen hätten sie ihr Lager aber sofort geräumt. Am Montag lagen an ihrem früheren Wohnort nur noch vereinzelt Kleidungsstücke und Matratzen.

In Frankreich gibt es immer wieder Spannungen mit Roma, die vielfach in illegalen Lagern am Rande von Städten wohnen. Bürgerrechtsgruppen warnen regelmäßig vor zunehmendem Rassismus gegen die Minderheit. Im Oktober 2012 waren Roma unter dem Druck von Anwohnern aus ihrem Lager im südfranzösischen Marseille vertrieben worden. Im Mai vergangenen Jahres wurden Roma-Familien in Hellemmes in Nordfrankreich angegriffen.

Quelle: WELT

Roma Teen im Koma nach Lynchen in Frankreich
17/06/2014 – Ein Roma-Teenager kämpfte am Dienstag um sein Leben, nachdem er von einem Mob gelyncht worden war, der ihn des Einbruchs in einem Vorort außerhalb der französischen Hauptstadt beschuldigt hatte, teilte eine Polizeiquelle mit.
Der 16-Jährige wurde am Freitag in einem Supermarktwagen bewusstlos aufgefunden, nachdem er von einem Dutzend Bewohnern einer rauen Regierungssiedlung nördlich von Paris geschlagen worden war.
Der Teenager, der mit seiner Familie und anderen Roma in einem schmutzigen Lager lebte, das um ein verlassenes Haus herum entstanden war, wurde beschuldigt, wenige Stunden zuvor in eine Wohnung auf dem Anwesen eingebrochen zu sein.
„Eine Gruppe von mehreren Personen kam, um ihn zu finden und mit Gewalt wegzunehmen“, sagte eine Polizeiquelle, die unter der Bedingung der Anonymität sprach. Der Junge wurde dann in einen Keller gesperrt, in dem er gewaltsam geschlagen wurde.
Eine andere Quelle in der Nähe des Falles sagte, etwa „ein Dutzend Menschen“ hätten an dem Angriff teilgenommen. Es war die Mutter des Jungen, die die Polizei alarmierte, dass ihr Sohn entführt worden war.
Eine gerichtliche Quelle, die ebenfalls um Anonymität bat, sagte, das „Leben des Jungen sei in Gefahr. Er liegt im Koma“.

Quelle: https://www.expatica.com/fr/