Radio Praha, 4.11.2016:
Der Europarat in Straßburg hat scharfe Kritik an der Menschenrechtslage der Roma in Tschechien geübt. Menschenrechtskommissar Nils Muižnieks kritisierte in einem am Freitag veröffentlichten Schreiben an Premier Bohuslav Sobotka die anhaltende Ausgrenzung der Minderheit. Kinder würden noch immer in eigene „Roma-Klassen“ oder Schulen für Behinderte abgeschoben, ganze Familien in prekäre Wohnsiedlungen am Stadtrand gedrängt. Der Sozialdemokrat Sobotka verwies auf Verbesserungen unter seiner seit knapp drei Jahren bestehenden Regierung. Muižnieks zeigte sich bestürzt darüber, dass die Regierung bis heute keine außergerichtlichen Entschädigungszahlungen für frühere Zwangssterilisationen an Roma-Frauen auf den Weg gebracht habe. Sobotka verwies in seiner Antwort auf die Gerichte.
Aussendung des Menschenrechtskommisars des Europarats, 4.11.2016:
In seinem Schreiben bekräftigt der Kommissar insbesondere seine Empfehlung, einen außergerichtlichen Mechanismus für die Entschädigung von Roma-Frauen zu etablieren, die Opfer von Zwangssterilisierungen geworden sind. Er betont die Notwendigkeit, den Zugang von Roma zu inklusiver Bildung und zu angemessenem Wohnraum zu verbessern. Er appelliert an die Regierung, ihre Bemühungen zur Bekämpfung und Auslöschung von Antiziganismus zu verdoppeln. In diesem Zusammenhang fordert er die Behörden auf, die Schweinefarm vom Gelände des ehemaligen Nazi-Konzentrationslagers in Lety zu entfernen, um eine würdige Gedenkstätte für die dort ermordeten Roma zu schaffen. (Übersetzung: dROMa)
Siehe auch:
CoE: The Commissioner’s letter to the Prime Minister of the Czech Republic
CoE: The reply by Mr Bohuslav Sobotka, Prime Minister of the Czech Republic (in English and Czech)