Die Pandemie vertieft das Elend der Roma in Europa. Weder die alte noch die neue EU-Roma-Strategie ändern daran etwas.
Brüssel. Als Noah Leidinger heuer im Februar während seines Auslandszivildienstes erstmals eines der Roma-Ghettos in Bulgariens Hauptstadt Sofia betrat, konnte er seinen Augen kaum glauben. „Die Zustände in diesen Ghettos waren mir von Erzählungen und Bildern zwar bekannt, das Ganze mit eigenen Augen zu erleben, ist aber noch einmal eine ganz andere Erfahrung“, sagt er zur „Presse“.
Die Misere der Roma von Sofia ist kein Einzelfall. Rund zehn bis zwölf Millionen Europäer zählen zu einem Roma-Volk, wobei nach EU-Definition auch Sinti, Jenische, Traveller und andere vergleichbare Minderheiten unter diesen Begriff fallen. In so gut wie allen Mitgliedstaaten, vor allem in jenen Mittel- und Osteuropas sowie des Balkans, sind sie die am stärksten benachteiligte Gesellschaftsgruppe. Gemessen an Zugang zu Bildung, Arbeitsmarkt, Gesundheitsversorgung rangieren die Roma ganz unten. Das liegt, wie zahlreiche Studien belegen, am tief verwurzelten Ressentiment breiter Bevölkerungsschichten gegen die „Zigeuner“. Leidinger kann das kraft seiner Erfahrungen in der Arbeit mit Romakindern in Sofia bestätigen: „Die Grundlage des Problems ist latenter Rassismus. Gewisse Parteien, auch solche der Mitte, machen damit Kampagne. Das macht eine politische Lösung schwer.“Wenn Sie Gefallen an diesem Artikel gefunden haben, loggen Sie sich doch ein oder wählen Sie eines unserer Angebote um fortzufahren.