Von Gilda – Horvath

TAHIR: NAZIS HABEN GRÜNES LICHT

“Die Polizei schaut zu und erteilt den Nazis grünes Licht”, erklärt der in Sofia lebende Rom Orhan Tahir. Der Jurist/Roma-Aktivist aus Sofia sprach mit Gilda Horvath im Telefon-Interview für Radio Kaktus über den wachsenden Antiziganismus in Bulgarien.

ANGST VOR WAHLMANIPULATION 

Orhan Tahir ist überzeugt:”Es ist kein Zufall dass die Wogen kurz vor der Präsidenten-Wahl wieder hoch gehen. Ich habe bei der “Organization for Security and Cooperation in Europe” (OSCE)  um 500 internationale Wahlbeobachter – auch aus der Roma-Community gebeten. Sie schicken aber nur zwanzig Menschen nach Bulgarien.”

Members of nationalistic “Ataka” in Bulgaria. (Source of the Picture: The webiste of the bulgarian Party “Ataka”

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SCHOLL: EIN ETHNISIERTER KONFLIKT

Auch Susanne Scholl, renommierte Auslands-Journalistin und “News”-Kolumnistin erkärt im Interview dass hier “Ein Kriminallfall von den Nationalisten zu einem ethnischen Konflikt auf Staatsebene hochgeschaukelt wurde.”

“ATAKA” -” TODESSTRAFE FÜR ROMA” 

Straßenkämpfe und brennende Häuser stehen in Sofia mittlerweile auf der Tagesordnung. Was mit den Krawallen eines Dorf-Konlikts um einen Kriminellen im Ort “Katuniza” begann, hat sich mittlerweile auf 14 Städte ausgeweitet. Die Straßen als Schlachtfeld der rechtsradikalen Hetze der Partei “Ataka” (“Attacke”) die mit Blick auf die bevorstehende Präsidentenwahl sogar die Todesstrafe als Maßnahme gegen die “Roma-Kriminalität” einführen will. Hooligans skandieren seit Wochen Parolen wie “machen wir Seife aus den Zigeunern” ohne dass bisher die Regierung Stellung genommen hätte.Über 160 Menschen wurden inzwischen wegen Hetze und diversen Gewaldelikten festgenommen.

VOM DORFSTREIT ZUM STAATSKONFLIKT 

Alles begann mit einem Verbrechen eines dorfbekannten Kriminellen aus der Roma-Minderheit mit dem Spitznamen “Zar Kiro” , der einen Mann aus “Rache” überfahren haben soll. Die Roma verurteilten dies zutiefst. Distanzierten sich von “Zar Kiro” der die Roma im Dorf jahrelang unterdrückt haben soll. Doch dem Mob ist alles eins. Die Bevölkerung übt Selbstjustiz an einer ganzen Minderheit- stellvertretend für diesen einen Mann. Inmitten der Finanzkrise heizen nationalistische Slogans die Menschen an – mit sichtbaren und bedrohlichen Folgen für die Roma-Minderheit und die poitische Stabilität des ganzen Landes.

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Radio Kaktus beschäftigt sich in der aktuellen Ausgabe mit der Chronologie der Ereignisse in Bulgarien und spricht mit Orhan Tahir und Susanne Scholl über Gründe, Effekte und Risiken des ethnisierten Konflikts in Bulgarien.

Quelle: https://gildahorvath.wordpress.com/2011/10/09/hetze-gegen-roma-in-bulgarien/