„Nellys Abenteuer“ zeigt eine deutsche Familie der Mittelklasse in Rumänien. Dem Film, der bei Kika und SWR laufen soll, wird Antiziganismus vorgeworfen.
Vorurteile gegenüber sollten abgebaut werden: Szene aus dem FilmFoto: Nellysabenteuer.de
Nelly, ein weißes deutsches Mädchen, begegnet Roma, wird von ihnen zuerst beklaut und dann entführt: So beginnt „Nellys Abenteuer“. Das Spielfilmdebüt des Dokumentarfilmers Dominik Wessely wird nun heftig kritisiert, weil er Stereotype über Roma reproduziere.
In dem Film geht es um eine deutsche Familie der Mittelklasse, die nach Rumänien reist. In Sibiu wird sie zuerst von zwei Teenagern beklaut und dann von zwei Roma-Männern entführt. Sie bringen das Mädchen in ihr Dorf. Außer zu klauen und zu feiern scheinen die Dorfbewohner*innen keine Beschäftigungen zu haben.Anzeigehttps://cdn-a.yieldlove.com/taz/passback.html?ad_zone=artikel_medrec-1
Der Film soll bald in Schulen gezeigt werden, wo er mit pädagogischem Begleitmaterial zur Aufklärung über Roma beitragen soll. 2016 lief er bereits im Kino und soll demnächst im Fernsehen laufen – unter anderem bei KiKa und im SWR.
Romani Rose, der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, findet es unvorstellbar, dass in Deutschland ein Film mit einem derart antiziganistischen Inhalt im Kinderprogramm des öffentlich-rechtlichen Fernsehens ausgestrahlt wird.
Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma kritisiert zwar den Film und den Regisseur, er gibt sich aber dabei große Mühe zu betonen, dass es Herr Wessely ganz bestimmt nicht böse meine. Er wolle sicherlich keine Vorurteile über Roma reproduzieren und weiterverbreiten.
Das Magazin Vice zitiert den Heidelberger Slawistik-Professor Urs Heftrich, „dass ‚Nellys Abenteuer‘ zwar vermutlich in der guten Absicht gedreht worden sein dürfte, Vorurteile gegenüber den Roma abzubauen, im Ergebnis dieses Ziel aber leider auf fatale Weise verfehlt“.
Letztlich ist es aber völlig egal, wer was beabsichtigt hat. Am Ende zählen nämlich nicht die Gedanken, sondern die Taten. Produktionen insbesondere über marginalisierte Kulturkreisen benötigen Begleitung und Beratung durch Expert*innen.
quelle: taz