Ich bitte sie das die Rede des Papstes im Bundestag, die Verfolgung der Roma und Sinti in denselben Zusammenhang zu stellt wie die Verfolgung der Juden. Es kann hier eine Ungerechtigkeit in der Deutschen Gesellschaft und Geschichte korrigiert werden. Des weiteren würde ich Sie bitten, Deutschland aufzufordern die Roma und Sinti in Deutschland und Europa vor dem Aufblühenden Antiziganismus in Europa zu schützen. Hier hat Deutschland und auch der Vatikan eine historische Verantwortung. Eine weitere Große Geste wäre ein Bekenntnis gegen die Abschiebungen von Roma in den Kosovo, in dem es nur Mord und Verfolgung für Roma gibt. Dieser Jahrhunderte alte sog. „Antiziganismus“ ist auch noch heute in der Mehrheitsbevölkerung manifest verankert und äußert sich – im Unterschied zum „Antisemitismus“ und ungeachtet politischer Stellungnahmen – ziemlich ungefiltert und unverarbeitet in öffentlichen und privaten Diskursen, aber auch im Handeln und in Entscheidungen gesellschaftlicher Institutionen. Unter „Antiziganismus“ versteht man im allgemeinen eine „rassisch begründete Ablehnung von Sinti und Roma…Diese Haltung zeigt sich ebenso in der Diskriminierung und Dämonisierung der Minderheit wie auch in der Verklärung des ‚lustigen Zigeunerlebens’. “Das Problem des Antiziganismus ist aber nicht das Problem der Roma und Sinti, es ist das Problem des zivilen Zusammenhalts und Selbstverständnisses einer demokratisch verfassten Mehrheitsgesellschaft. „Rassismus“, schreibt der bekannte Historiker Wolfgang Wippermann, „ist…dem Rost vergleichbar. Wenn man ihn nicht sofort beseitigt, frisst er sich durch die gesamte Gesellschaft“. Das Problem entfaltet im Untergrund der Gesellschaft eine Sprengkraft, deren Wirkungen unabsehbar sind, wenn sie nicht in einer Art Frühwarnsystem politisch und wissenschaftlich sensibel erfasst und in Zusammenarbeit mit den Betroffenen auf zivile Weise in eine humane Entwicklung der Gesellschaft produktiv umgeleitet werden. Nach Victor Hugo haben Themen ihre historische Zeit. Die Zeit für eine politische und wissenschaftliche Beschäftigung mit dem in der Bundesrepublik, in Europa und weltweit grassierenden Antiziganismus ist überfällig. Hier entsteht die Notwendigkeit, sich mit der Art und Weise politischen und wissenschaftlichen Denkens kritisch auseinander zu setzen. Zu diesem ist das „Europäische Zentrum für Antiziganismusforschung“ entstanden. Trotz unterschiedlicher Intentionen gehen Wissenschaft und Politik von einer gemeinsamen Grundannahme aus: Sie tendieren dazu, die Menschen zum Gegenstand politischer Maßnahmen und wissenschaftlicher Analyse zu verobjektivieren.
Marko D. Knudsen
Vorsitzender
Europäisches Zentrum für Antiziganismusforschung